
Ländliche Räume
Heterogenität der ländlichen Räume
Über die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands lebt in ländlichen Regionen. Knapp die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung wird dort erbracht. Wie u.a. auch der aktuelle Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung aufzeigt, driften die ländlichen und nicht-ländlichen Räume in Deutschland keineswegs grundsätzlich auseinander.
Ländliche Räume in Deutschland sind vielfältig: Hinsichtlich ihrer geografischen Lage und den natürlichen Bedingungen, den dominierenden Wirtschaftszweigen und ihrer Wirtschaftskraft, der Bevölkerungsdichte und -struktur, den kulturellen Traditionen und der Nähe oder Distanz zu urbanen Ballungszentren. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort. Weder das Bild vom Landleben als pures Idyll noch das Bild der generell abgehängten und strukturell benachteiligten ländlichen Regionen wird der Realität gerecht. Notwendig ist ein differenzierter Blick auf ländliche Räume. Ländliche Räume sind heterogen und stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen, auch wenn die demografische Entwicklung, die Sicherstellung der Daseinsvorsorge oder der Strukturwandel im Zuge von Digitalisierung und sozialökologischer Transformation für alle wichtige Themen sind. Entsprechend erfordert auch die Förderung ländlicher Räume unterschiedliche, spezifisch angepasste Maßnahmen.

Chancen und Herausforderungen
in ländlichen Regionen
Als Vorteile des Lebens „auf dem Land“ gelten die Nähe zu Natur- und Erholungsräumen, niedrigere Wohnkosten, weniger Stress und Hektik und der engere soziale Zusammenhalt. Insbesondere Lebensereignisse wie die Familiengründung oder -erweiterung führen oftmals zur Entscheidung, den Lebensmittelpunkt dorthin zu verlegen.
Herausforderungen in ländlichen Räumen stellen unter Umständen die oftmals schlechter ausgebaute Infrastruktur, beispielsweise beim ÖPNV, der medizinischen Versorgung, der Pflege oder dem Gewaltschutz, beschränkte Erwerbsmöglichkeiten, die schlechtere digitale Anbindung sowie begrenzte Kultur- und Freizeitangebote dar. Insbesondere Frauen, die nach wie vor den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit wie die Betreuung und Versorgung von Kindern und älteren Menschen oder den Einkauf von Lebensmitteln übernehmen, benötigen eine leistungsfähige und zuverlässige Versorgungs- und Mobilitätsinfrastruktur. Auch vielfältige und qualitativ hochwertige Bildungsangebote sind für die Bildungschancen junger Menschen und die beruflichen Chancen von Frauen in ländlichen Räumen zentral.
Ehrenamtliches Engagement
und gesellschaftliche Teilhabe
Ehrenamtliche Aktivitäten der Menschen vor Ort bilden eine der wesentlichen Grundlagen für den sozialen Zusammenhalt und die Lebensqualität in ländlichen Räumen. Frauen spielen dabei durch ihr Engagement in Vereinen und Initiativen vor Ort eine zentrale Rolle. Auch die politische Mitgestaltung der Kommune als Ratsmitglied oder als Bürgermeister*in erfolgt vielfach im Ehrenamt. Um die gesellschaftliche Teilhabe in ländlichen Räumen zu stärken, braucht es Rahmenbedingungen, die dieses Engagement insbesondere in strukturschwachen und peripheren Regionen unterstützen und erleichtern. Die Neugestaltung politischer Rahmenbedingungen begegnet hierbei oftmals Herausforderungen, die sich in städtischen Gebieten anders darstellen oder nicht existieren, z. B. fehlende Infrastruktur, lange Fahrzeiten zu Sitzungen oder tradierte Rollenvorstellungen.

Ländliche Räume als attraktive Lebens- und Arbeitsorte gestalten
Zentrale Elemente, um die Attraktivität ländlicher Räume zu erhalten und zu stärken sind eine bessere öffentliche Infrastruktur zur Daseinsvorsorge, mehr Arbeitsplätze und die Förderung des ehrenamtlichen Engagements und des gesellschaftlichen Zusammenhalts vor Ort. Um insbesondere der Abwanderung von jungen Frauen aus ländlichen Räumen entgegenzuwirken, muss Gleichstellungspolitik auch vor Ort als Instrument der regionalen Entwicklung verankert und entsprechend finanziert werden. Die Kommunen als zentrale Akteure vor Ort müssen gestärkt und ihren Aufgaben entsprechend finanziell ausgestattet werden. Gleichwertige Lebensverhältnisse in den vielfältigen Regionen Deutschlands sind Grundlage und Voraussetzung für eine stabile demokratische Gesellschaft und eine nachhaltige Entwicklung.
Weitere Informationen
- Vierter Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume
- Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung 2024
- Thünen-Landatlas
- Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier Ländliche Räume
Kontakt

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