Stärkung vor Ort

Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist zentral, um politische Teilhabe von Frauen sichtbarer und selbstverständlicher zu machen. Veranstaltungen, Kampagnen oder Medienbeiträge schaffen Aufmerksamkeit für Hürden und Potenziale. Sie regen zum Nachdenken an, fördern Verständnis und setzen wichtige Impulse – für mehr Offenheit, Anerkennung und Unterstützung auf allen Ebenen.

In mehreren Partnerregionen des „Aktionsprogramms Kommune“ sorgte eine einfache, aber eindrucksvolle Installation für Aufmerksamkeit: Auf öffentlichen Plätzen wurden Stuhlreihen aufgestellt – einige davon in kräftigem Rot, die anderen schlicht grau. Die roten Stühle symbolisieren die Sitze von Frauen im jeweiligen Kommunalparlament, die grauen stehen für Männer. So wird auf den ersten Blick sichtbar, wie groß das Ungleichgewicht in der politischen Vertretung vor Ort ist.

Die Wirkung ist unmittelbar: Menschen bleiben stehen, schauen sich das Bild an, zählen die Stühle, lesen die kurzen Infotafeln – und beginnen zu reflektieren. Viele diskutieren miteinander, andere kommen mit Vertreter*innen der begleitenden Initiativen ins Gespräch, die mit einem kleinen Infotisch oder Plakaten vor Ort präsent sind. Die Leerstelle im Bild – die fehlenden roten Stühle – wird zum Gesprächsanlass. So wird ein abstraktes Problem ganz konkret erfahrbar: Frauen fehlen in der Kommunalpolitik. Und mit ihnen wichtige Perspektiven.

Die Aktion zeigt, wie politische Bildung im öffentlichen Raum niedrigschwellig gelingen kann. Sie macht ein strukturelles Ungleichgewicht sichtbar – dort, wo Menschen unterwegs sind – und bringt sie buchstäblich zum Innehalten. Viele berichten, dass ihnen erst durch diese Visualisierung bewusst wurde, wie einseitig die Zusammensetzung vieler Kommunalparlamente ist.

Das Format lässt sich leicht übertragen: Mit wenigen Mitteln – Stühlen, Farbe, Plakaten – kann eine starke Botschaft gesendet werden. Entscheidend ist die lokale Verankerung: Die Zahlen stammen aus den jeweiligen Kommunen, was das Thema greifbar macht. Wird die Aktion zudem von Gleichstellungsstellen oder zivilgesellschaftlichen Gruppen begleitet, entstehen wertvolle Gesprächsmomente und Anschlussmöglichkeiten für weiteres Engagement.

Links zu regionalen Aktionen
Hadler Region
Landkreise Cloppenburg und Vechta
Landkreise Emsland, Osnabrück 
und Grafschaft Bentheim

Der Einstieg in die Kommunalpolitik ist für viele Frauen mit Unsicherheiten verbunden. Was sind die Aufgaben von Mandatsträger*innen? Wie funktioniert der Haushaltsplan? Welche Rolle spielen Bebauungspläne? Und wie geht man mit Sexismus in politischen Gremien um?

Der Politikführerschein ist eine Weiterbilungsreihe, die vom Landkreis Vorpommern-Greifswald in Kooperation mit der Volkshochschule für Vorpommer-Greifswald entwickelt wurde und bietet Antworten auf diese Fragen. In fünf Modulen – von den Grundlagen der Politik über Finanzen und Haushalt, Bebauungspläne, den Umgang mit Sexismus bis hin zu demokratischen Werten – erhalten Teilnehmerinnen praxisnahe Einblicke und das nötige Rüstzeug für ein erfolgreiches politisches Engagement. Die Module sind sowohl in Präsenz als auch online verfügbar und richten sich an politisch interessierte und bereits aktive Frauen. Alle Angebote sind kostenlos.

Der Politikführerschein ist mehr als nur eine Weiterbildung – er ist ein Empowerment-Tool. Er vermittelt nicht nur Wissen, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen der Teilnehmerinnen und fördert den Austausch untereinander. So wird der Weg in die Kommunalpolitik geebnet und Frauen ermutigt, aktiv an der Gestaltung ihrer Gemeinden teilzunehmen.

Links zur Aktionen

Frauengruppe in einem kleinen Kinosaal

Filme wie Die Unbeugsamen, die die Geschichte von Frauen in der Bonner Republik erzählen, machen deutlich, wie lang und hart der Weg hin zu mehr Gleichberechtigung in der Politik war – und ist. Im Anschluss an die Vorführung laden moderierte Gespräche mit Politikerinnen, Expertinnen oder zivilgesellschaftlichen Akteurinnen dazu ein, eigene Erfahrungen zu teilen, Fragen zu stellen und sich zu vernetzen.

Besonders wirkungsvoll sind solche Veranstaltungen, wenn sie lokal verankert sind. Denn sie holen politische Themen aus dem abstrakten Raum und bringen sie nah an die Lebensrealitäten der Menschen vor Ort. Wer sich vielleicht nicht in eine Parteiveranstaltung traut, findet hier einen offenen Zugang zu politischem Denken und gleichstellungspolitischem Austausch. Es entstehen Begegnungen auf Augenhöhe, neue Impulse für Engagement und nicht selten auch der Wunsch, selbst aktiv zu werden.

Frauenpolitische Filmreihen sind damit weit mehr als kulturelle Angebote – sie sind Einstiegsmöglichkeiten, Türöffner, Anstoß für Veränderung. Sie zeigen: Politische Bildung darf berühren. Und sie darf da stattfinden, wo Menschen sich begegnen – auch im Kino.

Links zu lokalen Aktionen:

Eröffnung der Ausstellung

Sie gibt es – gestern und heute: Frauen, die Politik gestalten, Verantwortung übernehmen, Haltung zeigen. Doch noch immer ist ihr Beitrag in der politischen Öffentlichkeit unterrepräsentiert.

Ausstellungen sind mehr als eine Form der Wissensvermittlung – sie sind ein niedrigschwelliger Zugang zu politischen Themen, machen Geschichte greifbar und holen gesellschaftliche Debatten in den öffentlichen Raum. Gerade im Kontext von Gleichstellung und politischer Teilhabe können sie eine wichtige Rolle spielen: Sie schaffen Sichtbarkeit für Themen, Perspektiven und Personen, die sonst oft im Hintergrund bleiben.

Ein Beispiel dafür ist die Ausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“, die an das Wirken der vier Frauen im Parlamentarischen Rat von 1949 erinnert, lädt dazu ein, historische Errungenschaften mit aktuellen Fragen nach Gleichstellung und Repräsentation zu verbinden.

Ob im Rathausfoyer, in der Bibliothek, im Kulturzentrum oder als mobile Plakatserie – Ausstellungen bieten Anlass zur Auseinandersetzung. Sie laden dazu ein, genauer hinzusehen: auf politische Biografien, historische Entwicklungen, strukturelle Hürden oder aktuelle Herausforderungen. Sie machen abstrakte Prinzipien wie Gleichberechtigung, Repräsentation oder Demokratie erlebbar und regen dazu an, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Ihre Wirkung entfalten sie besonders dann, wenn sie nicht für sich stehen, sondern eingebettet sind in Austauschformate wie Diskussionen, Workshops, Stadtspaziergänge oder Schulprojekte. Sie können Gesprächsanlässe bieten, Brücken schlagen zwischen Generationen oder Milieus – und damit dazu beitragen, politische Bildung lokal zu verankern.

Weitere Informationen:

Mit einer herbstlichen Wanderung durch die Weinberge eröffnete der Landkreis Schweinfurt das Aktionsprogramm Kommune zur Stärkung von Frauen in der Kommunalpolitik. Im Mittelpunkt standen Gespräche, Austausch und das Vorbild dreier engagierter Frauen aus der Region.

Barbara Baumann, Winzerin und Vorsitzende des Weinerlebnis-Verbandes, Ruth Hanna Gube, langjährige ehrenamtliche Bürgermeisterin, und Lisa-Marie Schmitt, junge Gemeinderätin, gaben persönliche Einblicke in ihre politischen und ehrenamtlichen Erfahrungen. Sie zeigten: Engagement vor Ort ist vielfältig, kann Freude bereiten und trägt sichtbar zur Gestaltung der Kommune bei.

Im offenen Format eines gemeinsamen Spaziergangs entstand Raum für Gespräche auf Augenhöhe. Die Teilnehmerinnen konnten Fragen stellen, Erfahrungen teilen und Motivation schöpfen. Die Mischung aus Bewegung, Landschaft und persönlichen Geschichten machte politische Teilhabe erlebbar – nahbar, inspirierend und verbindend.

Das Format ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie durch niedrigschwellige Begegnungsformate Interesse an Politik geweckt und Frauen ermutigt werden können, Verantwortung zu übernehmen.

In Konstanz haben sich 15 Stadträtinnen zusammengeschlossen, um politisch interessierten Frauen direkte Einblicke in den kommunalpolitischen Alltag zu ermöglichen. Unter dem Titel „Rathaus ungeschminkt“ öffnen sie Türen zu Gemeinderatssitzungen, Fraktionsbesprechungen und persönlichen Gesprächen – und machen so politische Arbeit greifbar.

Am 27. Oktober 2023 konnten Teilnehmerinnen nicht nur die Strukturen und Abläufe im Gemeinderat kennenlernen, sondern auch mit den Rätinnen und Oberbürgermeister Uli Burchardt ins Gespräch kommen. Der Abend endete in einer offenen Austauschrunde – geprägt von gegenseitigem Interesse, ehrlichen Einblicken und überparteilicher Einigkeit: Politik soll Konstanz gemeinsam gestalten.

Die Stadträtinnen zeigen: Politisches Engagement erfordert Zeit und Einsatz, kann aber auch Freude machen und persönliche Stärken sichtbar werden lassen. So engagiert sich etwa Susanne Heiß mit Begeisterung im Ausschuss für Technik und Umwelt – weil ihr die Arbeit mit Zahlen liegt.

„Rathaus ungeschminkt“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Kommunalpolitik durch persönliche Zugänge nahbar wird – und wie Frauen darin ihren Platz finden können.

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Ein Projekt der EAF Berlin in Kooperation mit dem Deutschen LandFrauenverband